Saeam Kwon ist eine koreanische Keramikkünstlerin und lebt und arbeitet in Berlin-Friedrichshain. Hier schreibt sie über sich.
Über mich
Ich wurde 1993 in einer kleinen Stadt in Taebaek, Korea, geboren. Im Jahr 2009 begann ich mit Ton zu arbeiten und konzentriere mich seitdem auf die Kreation von Feinsteinzeug, das minimalistisches Design mit traditionellen koreanischen Einflüssen verbindet. 2017 bin ich nach Berlin gezogen und arbeite seitdem hauptberuflich als Keramikerin, wobei ich alle meine Stücke in meinem eigenen Atelier in Berlin-Friedrichshain kreiere.
Meine Geschichte
Ich kam in der High School zum ersten Mal mit Keramik in Berührung, dank eines Lehrers, der seit über 30 Jahren Meister-Töpfer war. Ich war schnell süchtig nach Töpfern und verbrachte die meisten Wochenenden damit, im Schulstudio zu üben. Das Studio war zum Glück immer geöffnet. Somit konnte ich arbeiten, wann immer ich wollte.
Meine Leidenschaft wuchs noch mehr, als ich mich mit diesem Lehrer anfreundete. Er hat Sabal (koreanische Teeschalen) so mühelos hergestellt und diese Form hat mich seitdem nicht mehr losgelassen. Ich kann jetzt selbst ähnliche Stücke herstellen, aber ich erinnere mich noch an die Ehrfurcht und Bewunderung, die ich empfand, als ich ihm bei der Arbeit zusah. Ich versuche dieses Gefühl in meiner eigenen Praxis am Leben zu erhalten.
Später habe ich an der Universität Keramikkunst studiert, was ich aber abgebrochen habe. Damals dachte ich, ich hätte das Interesse an Keramik und dem Töpfern verloren. Aber rückblickend war es das nicht. Es war das akademische System, das nicht zu mir passte. Bevor ich dann nach Berlin gezogen bin, habe ich in verschiedenen Ateliers und Räumen gearbeitet, die mit Ton und Keramik zu tun haben. Jetzt bin ich wirklich glücklich, das gefunden zu haben, was ich wirklich liebe – und noch mehr, dass ich davon leben kann.
Arbeitsabläufe - wie ich arbeite
Für meine Arbeiten verwende ich rauen, dunklen, gedämpften Ton. Das Aussehen der Objekte kontrastiert mit raffinierten Details und minimalem Gewicht.
Ich beginne selten mit einem festen Design. Ich habe eine grobe Idee, aber ich bevorzuge es, direkt am Rad zu arbeiten und die Form in meinen Händen entstehen zu lassen. Das endgültige Design entsteht immer durch die Erstellung mehrerer Versionen und die Auswahl der besten. Keramik ist unberechenbar, manchmal braucht man Dutzende, sogar Hunderte von Tests. Und selbst wenn ich ein perfektes Bild in meinem Kopf habe, werde ich nicht wissen, ob die Umsetzung möglich ist, bis ich versuche, dieses Stück zu machen.
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Material & Prozess
Ich arbeite hauptsächlich an der Töpferscheibe, mit schwarzen Steinzeug-Ton von einem deutschen Lieferanten. Der Ton enthält etwa 40 % Grog (0–0,5 mm Schamotte), was dem Ton eine hervorragende Stabilität verleiht. Aufgrund dieser groben Textur wird er oft für das Arbeiten in Aufbautechnik und für größere skulpturale Arbeiten verwendet. Allerdings hat er eine geringere Plastizität, was das Drehen auf der Scheibe schwieriger macht und "etwas" rau auf der Haut ist. Dennoch arbeite ich gerne mit diesen Herausforderungen, da das Material eine sehr ausdrucksstarke Oberfläche erzeugt und fast wie ein Baumaterial aussieht. Im Laufe der Zeit habe ich gelernt, meine Objekte dünn und leicht zu drehen, wodurch eine minimalistische und brutalistische anmutende Form und ein starker Kontrast zu helleren Glasuren entsteht. Der dunkle anthrazitfarbene bis schwarze Farbton der Tonerde stammt von Eisen- und Manganoxiden. Der Ton verglast gut um 1200 °C, aber ich brenne ihn oft etwas höher, um einen noch tieferen Ton zu erzielen.

Glasur
Ich verwende vier bist fünf meiner speziellen "Signature"-Glasuren, meist selbst hergestellt. Mit einer kräftigen schwarz und weißen Grundglasur kann ich sie in verschiedenen Verhältnissen mischen, um eine Vielzahl von Farbtönen zwischen Schwarz und Weiß zu erzeugen. Einer meiner Favoriten ist ein schöner grau-blauer Farbton: er entsteht aus einer weißen, matten Glasur, die normalerweise eine weiche, milchige Oberfläche mit feinen Rissen erzeugt, aber wenn sie auf schwarze Tonerde aufgetragen wird, entwickelt sie aufgrund subtiler chemischer Reaktionen mit dem Eisengehalt in der Tonerde einen bläulichen Ton. Sehr spannend!
Einige Stücke sind nur auf der Innenseite glasiert und halbglänzend, um ihre Funktionalität als Geschirr zu verbessern.
Brennen
Ich brenne alle Teile in einem elektrischen Ofen in meinem Atelier mit Oxidationsbrand. Jedes Stück wird zweimal gebrannt: zuerst bei 950 °C und dann noch einmal bei 1250 °C. Einige Werke werden unglasiert, aber hochgebrannt, bis der Tonkörper vollständig verglast ist. Dadurch ist die Oberfläche dicht, porenfrei und lebensmittelecht. Auch ohne Glasur bleiben die Gefäße langlebig und hygienisch für den Alltag.
Sicherheit
Alle meine Stücke sind wasserdicht, mikrowellen- und spülmaschinenfest und bleifrei. (Die Tonerde wurde auch offiziell vom koreanischen Ministerium für Lebensmittel- und Arzneimittelsicherheit als lebensmittelecht zertifiziert.) Aufgrund der dünnen und leichten Formen empfehle ich jedoch, plötzliche Temperaturschwankungen zu vermeiden, z. B. keine Stücke in den Gefrierschrank oder in den heißen Ofen zu legen.
Objekte mit unglasierten Flächen sollen nach dem Reinigen mit klarem Wasser gespült werden und dann gut trocken, bevor sie gegebenenfalls im Schrank verschwinden. Gerade bei hoher Luftfeuchtigkeit kann sich sonst Schimmel bilden, wenn die Objekte nicht richtig getrocknet werden. Sollte ein Objekt Flecken aufweisen, kann es in diesem Fall über Nacht in Wasser mit einer Kappe voll Bleichmittel eingeweicht werden. Wiederholt diesen Schritt bei Bedarf und weicht das Objekt zum Schluss in sauberem Wasser ein und lasst es dann gründlich trocknen.